Entwicklung des Mehrfarbendrucks

 Hanns - Peter Schöbel  | Am Bildstock 21 |  D 77746 Schutterwald |  im Jahr 2017

 

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1.3. Nach 1882 entstehen die Punkte in der Kamera = Photolithographie

Durch die um 1839 erfundene Fotografie, konnten mittels Daguerretypie - als eine der frühen fotographischen Aufnahmetechniken - mittels Asphaltschicht auch auf dem Stein, neue Wege beschritten werden. Zeitnah, um 1865 wurde durch Versuche mit dem Auftrocknen einer Gelatineschicht auch das dabei entstehendes Runzelkorn als Bildelement nutzbar – wir kennen es noch vom Lichtdruck her wie in den Fotoabzügen.
Die Versuche gingen weiter. Um die Beschränkungen, des nun Photolithographie genannten Verfahrens zu überwinden, brauchte man Rasterpunkte, die fotografisch erzeugt werden konnten. Das gelang Georg Meisenbach erst 1882 in München. Der von ihm entwickelte Glasgravurraster besteht aus 2 Glasplatten, in die ein feines Liniennetz eingraviert wurde.
Die Glasplatten im rechten Winkel aufeinander gekittet, ergeben ein feines Gitternetz. Diese Platten wiederum in Kreisform gebracht, wurden dann im Strahlengang der Kamera fixiert. Bei der Belichtung befindet sich der dreh- und winkelbare Glasgravurraster (Abb. 3a) kurz vor der lichtempfindlichen Schicht des Reprofilms. Ein kleiner Abstand zwischen dem Raster und dem zu belichtenden Film erzeugte dann auch den bearbeitbaren -weil unscharf- Punkt. Dieser hat die wesentliche Eigenschaft eines massiven Punktkerns mit einem Tonverlauf (Deville 1895). Das erkennt man nur unter der Lupe. (Abb. 3c) Auf diesen Prozess und die Form des Punktes nehmen auch die verwendeten Blenden im Strahlengang der Kamera Einfluss. Denn auch die Form der Punkte kann die Zeichnungswiedergabe und damit die Druckqualität beeinflussen. Durch diese Beschaffenheit des Punktaufbaus war es nun möglich, mittels Abschwächen (Ätztechniken) die Tonwerte heller und über eine Umkopierung auch dunkler werden zu lassen, denn die Retusche am Rasterfilm war jetzt direkt am Punkt möglich. Die Erfindung Meisenbachs ist schließlich das entscheidende Verfahren zur weiteren Automatisierung des Reproduktionsprozesses – bis heute.

1.4. Punkte auch im Kontaktkopierer

Schon bald nach Erfindung des Glasgravurrasters gab es neue Bemühungen Aufrasterungen im direkten Kontakt zu erzeugen. Aber erst nach dem 2. Weltkrieg kamen Filmraster als Kontaktraster zu Ehren. Man musste nicht mehr in der Kamera, sondern konnte in einem Kontaktkopiergerät aufrastern. Für die Herstellung dieser Rasterfolien wurde eine Aufnahme in der Kamera hinter einem Glasgravurraster hergestellt. Diese Rasterfolien hatten eine Punktform, die nicht scharf begrenzt war wie im Gravurraster, sondern einen Tonverlauf von der hellsten Stelle eines Punktes zum dunkleren Rand aufwies. Das ermöglichte die Belichtungssteuerung bei der Aufrasterung des Halbtonbildes. Besonders gilt das später für farbig eingefärbte Rasterfolien, z.B. den magentafarbigen Kodak-Magentaraster. Ferner sei darauf hingewiesen, dass es noch weitere Kontaktraster gab, stets mit dem Ziel einer besseren Belichtungssteuerung.
                                                                                                                
1.5. ab 1950 Punkte schließlich elektronisch und digital (Dr. Hell / Crosfield)

Nach 1950 entwickelten sich nacheinander zwei wesentliche Verfahren: die Gravur von Druck-elementen und die Aufrasterung im Scanner mittels Kontaktraster oder später mittels Laser-belichtung: so 1951 die erste Klischeegraviermaschine Klischograph von Dr.-Ing.Rudolf Hell.
Die Druckelemente wurden mittels elektronisch gesteuertem Garvierstichel (aus Stahl, später Diamant) erzeugt. Für den Hochdruck als erhabene Rasterpunkte und für den Tiefdruck als Näpfchen. In einem Arbeitsvorgang wird die Bildvorlage optisch abgetastet und der zu druckende Punkt entsprechend des abgetasteten Helligkeitswertes in die Druckplatte eingraviert.  Diese neue Technik bedeutete eine enorme Ersparnis von Zeit und Arbeitsaufwand gegenüber den oben beschriebenen Techniken.


Eine bahnbrechende Erfindung von Dr. Hell war dann ab 1966 der Scanner (Chromagraph) und später die  elektronischen Bildverarbeitungssysteme (Chromacom), die die ganze Druckvorstufentechnik revolutionierten.
Die Rasterung in diesen Scannern, unter Vorschaltung eines Kontaktrasters, kam zusammen mit der Einführung des Hell- DC 286 Trommelscanners auf. Das System der Bildung von Druckelementen ist hier dasselbe wie beim Kontaktrasterverfahren, jedoch:

          Die gleichzeitige Ausführung der Funktionen:
          - die Separation in Farbauszüge für den Vierfarbdruck
          - die Farbkorrektur (die Retusche war nicht mehr zwingend notwendig)
          - die Maßstabänderung
          - die Belichtung der Druckelemente( Rasterpunkte) auf den Film
          brachten eine weitere enorme Material- und Zeitersparnis.
 

Eine wesentliche Neuerung war dann 1973 die Laserrasterung im Hell Scanner DC 300 ER, bei dem mit der Einführung eines Laserbelichtungssystems und digitaler Berechnung der Rasterpunkte die Verwendung eines Kontaktrasters überflüssig wurde. Die Möglichkeit, verschiedene Rasterpunktformen zu erzeugen, brachte in anspruchsvollen Vorlagen erhebliche Qualitätsverbesserungen.

Mit Hilfe des elektronischen Seitenbearbeitungsystems Chromacom (1980) konnten schließlich die vom Scanner abgetasteten Bilder digital gespeichert und in einem Computer unter Sichtkontrolle auf einem Farbmonitor zusammen mit Texten zu einer ganzen Druckseite montiert und abgespeichert werden. Diese Daten werden auf als gerasterte Farbauszüge auf Film bzw. Offset- Druckplatten belichtet. Damit war die Grundlage für die heute allgemein übliche elektronische Reproduktion geschaffen.

 
 
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